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Vitus Weh

DAEMONENTHEATER
Ueber begehbare Gaerten, Werkbloecke und das Relationale in der Kunst

Unter dem Titel "DAEMONENTHEATER. Michael Vonbank laesst in der Sammlung die Puppen tanzen" zeigte das Museum Angerlehner von Anfang April bis Ende September 2022 eine umfassende Einzelpraesentation des Malers, Zeichners, Bildhauers und Literaten Michael Vonbank. In der als Stationen-Theater konzipierten Ausstellung eroeffnet uns der Kuenstler ueber sein Werk tiefe Einblicke in das Schauspiel innerer Transformation. Seine Chimaeren oder Grotesken erkunden unsere Existenz in permanenter Verwandlung zwischen Mensch-, Daemon- und Tier-sein. Darin weist Michael Vonbanks Kunst Parallelen sowohl zur symbolistischen Malerei des Belgiers James Ensors (1860-1949) als auch zur kybernetischen Vision auf, wie sie die US-Theoretikerin Donna Haraway in "A Cyborg Manifesto" (1985) formulierte: Der Mensch, laengst nicht mehr "Krone der Schoepfung", verwandelt sich immer mehr in Richtung einer komplexen Mischung aus Tier und Maschine, bis sich schliesslich die natuerlichen und kuenstlichen Spezies ineinander aufloesen. Mit den Maskenbildern James Ensors wiederum verbinden Vonbank der poetische, manchmal makabre Zugang und sein Mut, die Larven und Verpuppungen des Lebens direkt ins Bild zu setzen.

Werkbloecke und begehbare Daemonengaerten
In der Ausstellung wurden Michael Vonbanks Geister und Daemonen erstmals zu vielstimmigen Choeren geformt. Mit Hilfe grosser Werkbloecke wurde die Energie der Einzelbilder gebuendelt und der Raum mit diesen Kraftfeldern durchwoben. Zwei weitere Werkgruppen, die an der Grenze zwischen Raummalerei und Skulptur agieren, wurden als "Daemonengaerten" begehbar gemacht.

Zeitgenoessische Abkehr vom "Autorengenie", hin zum Relationalen
Die Werkauswahl und Raumgestaltung fokussierte auf das erzaehlerische und dialogische Fundament im kuenstlerischen Schaffen von Michael Vonbank, der neben seinen Daemonenbildern auch zahlreiche literarische Schriftbilder, sowie mit verschiedenen Kuenstlerkollegen auch immer wieder Gemeinschaftswerke schuf. Beide Herangehensweisen zeigen Michael Vonbank als Vorlaeufer zeitgenoessischer Ueberlegungen, die mehr und mehr von der genieorientierten Vorstellung eines autonomen Autors abruecken und stattdessen die Allgegenwart des Relationalen und die Kraft des Kooperativen betonen.

Gemeinschaftswerke und "Bildgespraeche"
Die Ausstellung praesentiert daher nicht nur einige eindrueckliche Serien der erwaehnten Gemeinschaftswerke – unter anderem mit Christian Ludwig Attersee –, sondern fuehrt dieses dialogische Prinzip auch mit eigens arrangierten "Bildgespraechen" mit Kunstwerken aus dem Bestand des Museums fort (u.a. von Guenter Brus, Karl Korab, Assunta Abdel Azim Mohamed, Arnulf Rainer, Bianca Regl, Deborah Sengl, Volker Stelzmann und Otto Zitko), die in Zwiesprache mit Bildern von Michael Vonbank gesetzt wurden. In der Abfolge dieser Gespraechsszenen, begehbaren Gaerten und Kraftfelder entrollt sich im Ausstellungsraum ein Parcours wie in einem Stationendrama. Dabei wurde, ganz im Sinne Michael Vonbanks, ein immersives Setting geplant, in dem auch die Besucher*innen zu Protagonist*innen werden.

Dieser Text ist erschienen im Katalog "Michael Vonbank. Daemonentheater. Arbeiten 1986 - 2015. Ein Ueberblick". Herausgegeben von Beate Sprenger mit Texten von Christian Ludwig Attersee, Daniela Gregori, Lucas Gehrmann, Anton Herzl, Margareta Sandhofer, Beate Sprenger, Florian Steininger, Michael Vonbank und Vitus Weh. Verlag fuer moderne Kunst, Wien 2022, ISBN: 978-3-9035-7269-9

 
 
 
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